Toskana
Döllerers Weinreise in die Toskana
September 2012, ein Reisebericht von Raimund und Christian Döllerer
Jedes Jahr fahren wir mit zwölf ausgewählten Sommeliers in die Toskana und besuchen Weingüter, die wir seit Jahrzehnten kennen und über die Maßen schätzen gelernt haben. Deren Weine sind einzigartig und unverwechselbar und spiegeln in idealtypischer Art und Weise ihre Herkunft wider.
16. September
Am Anreisetag gilt es rasch in den Süden zu kommen. Eine Pause muss dennoch sein: das erste Etappenziel liegt auf halbem Weg zwischen Golling und der Toskana am südlichen Ufer des Gardasees. Das Weingut Avanzi ist einer der geschichtsträchtigsten Betriebe der Region und liegt im malerischen Sirmione. Hier wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Weinen gekeltert, weiß wie rot. Besonders bemerkenswert: der Lugana di Sirmione 2011. Ein junger, fruchtiger Weißwein aus der Luganatraube, der mit floralen Anklängen, exotischen Noten nach Banane und Marille und einem dezenten Mandelton im Abgang ein unbeschwertes Trinkvergnügen garantiert.
Dann ging es zügig weiter ins Chianti Classico zu Capannelle in Gaiole. Capannelle ist vor allem für das Reifepotenzial seiner Sangiovese-Weine bekannt. Sowohl der „normale“ Chianti Classico Riserva DOCG, als auch der Solare (Cuvée aus Sangiovese und Malvasia Nera) garantieren ultimativen Trinkgenuss über viele Jahre. Außerdem gibt es am Weingut ein kleines, feines Hotel samt Restaurant, in dem wir uns von der anstrengenden Anfahrt bestens erholt haben.
Seit über 80 Jahren keltert Familie Avanzi (heute in der dritten Generation) Weine aus dem Garda Classico-Gebiet und Lugana.
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Blick auf das Weingut Capannelle mit angeschlossenem Restaurant und Hotel in Gaioli
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17. September
Nach dem heißen, regenarmen Sommer gleicht das südwestlich von Montalcino gelegene Val d’Orcia einer Mondlandschaft. Und doch befindet sich hier eines der besten und ungewöhnlichsten Weingüter Italiens. Anfang der 1990er-Jahre gründete der weitgereiste Unternehmer Andrea Franchetti hier das anfangs belächelte Weingut Tenuta di Trinoro. Heute zählen seine Weine, die er aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot keltert, zu den begehrtesten Etiketten Italiens. Die Top-Cuvée Tenuta di Trinoro ist ein unglaublich komplexes Geschöpf, das seinen Preis hat. Ebenfalls grandios, aber deutlich günstiger ist der „Zweitwein“ Le Cupole.
„Wir übernehmen die Verantwortung, vom Rebstock bis zum Glas.“
Rudi Bindella
Weiter ging es ins kleine Dörfchen Vallocaia, das zu Montepulciano gehört. Dort hat das Schweizer Weinhandelshaus Bindella 1984 ein kleines Weingut gegründet, das im Laufe der Jahre auf heute 40 ha Rebfläche gewachsen ist. Das sympathische Motto von Rudi Bindella lautet: „Wir übernehmen die Verantwortung, vom Rebstock bis zum Glas.“
Verantwortung gegenüber der Natur bewusst wahrzunehmen ist auch das Motto des Südtiroler Bio-Pioniers Rainer Loacker, der 1996 das Weingut Corte Pavone in Montalcino übernommen und komplett renoviert hatte. Heute wird das Weingut von seinen Söhnen geleitet, die Jahr für Jahr einen der besten Brunellos di Montalcino keltern. Es ist jedes Mal beeindruckend, welche Kraft und Eleganz ein großer Brunello di Montalcino zu zeigen imstande ist.
Andrea Franchetti, Tenuta di Trinoro
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Rudi Bindella, Weinhandelshaus Bindella
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Rainer Loacker (Mitte) mit seinen Söhnen, Corte Pavone
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18. September
Drei Mal Chianti Classico vom Feinsten. Zuerst ging es auf Castello dei Rampolla (siehe oberstes Foto), die seit Jahrzehnten biologisch arbeiten und die ersten Supertuscans überhaupt geschaffen haben. 1980 wurde der erste Jahrgang des Sammarco (Cabernet Sauvignon, Sangiovese, Merlot) gefüllt, wenige Jahre später dann der Cru d’Alceo (Cabernet Sauvignon, Petit Verdot). Dass auf Rampolla auch ein ganz hervorragender Chianti Classico gekeltert wird, geht angesichts des Ruhms, den das Weingut mit seinen Cabernet-Sauvignon-Cuvées geerntet hat, manchmal unter.
Die Weingärten von Castello di Querceto liegen etwas außerhalb von Greve in bis zu 530 Metern Höhe. Nicht nur aufgrund dieser Höhenlage, sondern auch der Philosophie des Besitzers Alessandro Francois werden hier außergewöhnlich elegante Weine gekeltert.
Legendär auch Castello di Ama, das seit über 20 Jahren von Lorenza Sebasti und Marco Pallanti geleitet wird. Zu den meistgesuchtesten Weinen Italiens zählt der Merlot L’Apparita. Nicht minder begehrt sind die Prestige-Chianti-Classicos aus den Lagen Bellavista und La Cassucia. Wirklich bemerkenswert ist jedoch, wie verlässlich hier Jahr für Jahr ein „normaler“ Chianti Classico entsteht, der wesentlich teurere Protagonisten anderer Weingüter regelmäßig in den Schatten stellt.
19. September
Der Weg zurück Richtung Golling führte uns durchs Friaul, wo, wir bei unserem Freund Giovanni Dri auf seinem Gut Il Roncat haltmachten. Dri zählt zu den vielseitigsten Winzern der Region. Er keltert nicht nur köstliche Weiß- und Rotweine, sondern auch exzellente Süßweine (Picolit). Außerdem gilt Dri auch als einer besten Brenner des Landes, seine Grappe sind von ähnlich herausragender Qualität wie das Olivenöl, das hier auch gepresst wird.
Alessandro Francois, Castello di Querceto
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Castello di Ama mit den legendären Lagen „Bellavista“ und „La Cassucia“
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Giovanni Dri, Il Roncat
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